Willkommen auf der Homepage von Triple P Schweiz

  • Link zum Triple P Promo-Video
  • Triple P – Das Programm zur positiven Erziehung von Kindern und Jugendlichen
  • Triple P – Das Programm zur positiven Erziehung von Kindern und Jugendlichen
  • Triple P – Das Programm zur positiven Erziehung von Kindern und Jugendlichen

Stellungnahme des Instituts für Familienforschung und –beratung der Universität Freiburg (CH) zur Berichterstattung über Triple P-Elternkurse im Raum Zürich

Das Institut für Familienforschung und –beratung setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 1995 seit nunmehr zwölf Jahren interdisziplinär für die Belange der Familie ein. Schwerpunkte unserer Tätigkeit sind neben der wissenschaftlichen Forschung die Bereitstellung wissenschaftlich fundierter Angebote für Paare, Familien und Eltern, deren Weiterentwickelung und kontinuierliche Evaluation. Entsprechend dieser Zielsetzung und unserem Tätigkeitsfeld hat das Institut für Familienforschung und –beratung ein evidenz-basiertes Programm für Erziehungsfragen gesucht, welches wissenschaftlich evaluiert und auch praktisch gut umsetzbar ist. Im Jahre 2001 ist das Institut fündig geworden und hat gemeinsam mit dem Schweizerischen Bund für Elternbildung SBE das Programm Triple P in der Schweiz eingeführt. Aus den verschiedenen Triple P Angeboten des mehrstufigen Gesamtprogramms wurden zunächst die Elternkurse ausgewählt. Später wurden auch weitere Ebenen aus dem Triple P System umgesetzt. Inzwischen haben tausende von Eltern schweizweit den Elternkurs besucht und ihre Zufriedenheit mit Triple P bekundet. Um seine kulturelle Tauglichkeit auch in der Schweiz wissenschaftlich zu belegen, wurden bisher vom Institut für Familienforschung und –beratung drei Studien zur Wirksamkeit von Triple P durchgeführt. Alle drei Studien zeigten vergleichbar gute Ergebnisse wie sie international berichtet werden.

Aufgrund dieser Befundlage und der Tatsache, dass Triple P sowohl von der WHO als auch dem Europarat als vorbildliches Erziehungsprogramm gelobt und Politikern zur Umsetzung empfohlen wird, haben wir mit großem Erstaunen in der Sonntagszeitung vom 2.12.2007 die Berichterstattung über Triple P-Elternkurse mit angeblich negativen Folgen gelesen. Am 16.2.2007 folgte in der gleichen Zeitung ein Artikel mit dem Titel „Wirbel um Elternkurse“, in welchem zu lesen war, dass die Stadt Zürich sich von Triple P – als Konsequenz auf Manuel Eisners Kritik – distanzieren will.

Auch wir haben uns mit der Studie und dem soeben erschienenen Buch von Dr. Manuel Eisner auseinandergesetzt. Wir teilen jedoch die negative Einschätzung der Ergebnisse nicht, die aktuell sehr einseitig und unwissenschaftlich dargestellt wird. Auch scheinen uns die statistischen Ergebnisse der Studie nicht immer objektiv herausgearbeitet und angemessen dargestellt worden zu sein. Aus welchen Gründen auch immer findet zurzeit eine unwissenschaftliche und polemische Diskussion zur Wirksamkeit von Triple P statt, die umso mehr erstaunt, als die Resultate dieser Studie in keiner Weise mit bisherigen Ergebnissen in Bezug gesetzt werden oder kritisch diskutiert werden, wie dies wissenschaftlichen Gepflogenheiten entspricht Dies kann so nicht angenommen werden. Triple P kann nur dann fair beurteilt werden, wenn (1) alle bisherigen Studien einbezogen werden und (2) die Befunde von Eisner kritisch und vollständig berücksichtigt werden. Hierzu einige Bemerkungen:

  1. Im Projekt des Soziologen Manuel Eisner wurden analog zu früheren internationalen und helvetischen Studien positive Resultate mit Triple P erzielt. Eisner schreibt selber wörtlich: „Die Analysen zeigen für das Elterntraining einige positive Effekte auf das elterliche Erziehungsverhalten, die auch noch über ein Jahr nach dem Kursbesuch bestehen bleiben. Bei den Eltern, welche die Kurse besucht haben, geht der Einsatz von körperlicher Bestrafung stärker zurück, die Väter und Mütter reagieren in Konflikten weniger impulsiv und sie berichten von einer Verbesserung des Familienklimas.“ Diese positiven Ergebnisse wurden leider im Bericht der Sonntagszeitung vom 2. Dezember 2007 kaum erwähnt und gehen in der aktuellen Diskussion völlig unter. Diese wären jedoch besonders erwähnenswert, da sie im Rahmen einer universellen Präventionsstudie erhoben wurden und in diesem Rahmen alles andere als selbstverständlich sind. Außerdem blieben die Resultate über die Zeit der Studie stabil, was zeigt, dass ein bedeutsamer Risikofaktor (inadäquate elterliche Erziehung), der für die Entstehung und Aufrechterhaltung von kindlichem Problemverhalten und emotionalen Störungen bedeutsam ist, positiv verändert werden konnte. Bemerkenswert ist zudem, dass dieser Effekt in der Eisnerstudie bereits nach einer Kursteilnahme von mindestens 2 Kursabenden (von insgesamt 8 Kurseinheiten!) vorlag. Dieser Befund ist höchst relevant und verdient im Präventionskontext volle Aufmerksamkeit.
  2. Dass Lehrer die Kinder jener Eltern, welche einen Triple P Kurs besucht hatten, negativer einschätzten, wurde bisher ausser in der Eisner Studie noch in keiner anderen Untersuchung festgestellt. Dies entgegen den Behauptungen von Herrn Eisner, dass ähnliche Tendenzen auch schon in unserer breit angelegten Studie ESSKI „Schule und Eltern stärken Kinder“ zu Tage traten. Die Ergebnisse der ESSKI-Studie zeigen in keiner Weise, dass das Programm Triple P einen negativen Effekt auf die Kinder hätte (siehe www.esski.ch).
  3. Kritisch ist auch, dass Eisner Nulleffekte bei Triple P im Verhalten der Kinder als negative Folgen interpretiert. Richtig ist, dass er leicht positive Veränderungen in den beiden anderen Gruppen fand und keine Veränderungen in der Triple P Gruppe. Damit ist die Aussage falsch, dass Triple P sich negativ ausgewirkt hätte. Auch ist es in diesem Punkt sehr problematisch Einzelitemauswertungen zu präsentieren, da hier statistische Probleme vorliegen.
  4. Die Befunde zu den Lehrereinschätzungen sind insgesamt sehr mit Vorsicht zu genießen. Die Beurteilungen von diagnostisch in der Regel nicht geschulten Lehrpersonen gelten als weniger verlässliche Quellen, um Veränderungen bei Kindern (besonders bei den aktuellen Klassengrößen) angemessen zu erfassen. Verzerrungseffekte sind bekannt, weshalb die Lehrereinschätzung in vielen Studien kritisch gesehen wird. Eisner geht leider auf diesen Punkt nicht ein.
  5. Erstaunlicherweise geht Eisner auch nicht darauf ein, dass ein Elternprogramm vor allem bei den Eltern und in der Familie wirkt und nicht unmittelbar in der Schulklasse direkte Effekte zeigt. Familie und Schulklasse sind zwei unterschiedliche Systeme und eine Änderung im Verhalten eines Kindes in einem System zieht nicht zwingend eine Änderung im Verhalten im anderen System nach. Auch ist zu erwarten, dass erst nach einer positiven Veränderung des Erziehungsstils der Eltern auch längerfristig positives Verhalten bei den Kindern nachweisbar wird. Wenn ein Kind über Jahre hinweg dysfunktional erzogen wurde, kann man nicht erwarten, dass bereits nach einigen Wochen Effekte vorliegen.
  6. In keiner der zahlreichen internationalen Studien (insgesamt 30 an der Zahl, Triple P gehört zu den am besten evaluierten Erziehungsprogrammen) sind die Ergebnisse gefunden worden, dass Triple P negative Effekte auf das Verhalten in der Schule haben könnte. Sollten sich diese Hinweise jedoch in anderen Studien bestätigen, nehmen wir diese sehr wohl ernst. Zum aktuellen Zeitpunkt überwiegen jedoch die positiven Effekte und die Befunde der Eisnerstudie stehen isoliert da.
  7. Da Eisner auch bei PFAD kaum Effekte fand, stellen sich für uns grundlegendere Fragen.
  8. Eine der grössten Studien in den USA zu Triple P (South Carolina Trial, Prof. Dr. Ron Prinz) ergab, dass in jenen Regionen von South Carolina, in denen das ganze System Triple P angewendet wird,
    - weniger Notfälle von Kindern
    - weniger Notaufnahmen von Kindern in Spitälern
    - und weniger Heimeinweisungen oder Zuweisungen zu Pflegefamilien

    festgestellt wurden. Den Forschungsbericht können Sie hier lesen.

Dr. phil. Annette Cina Jossen
Psychologin FSP
Oberassistentin & Leitung Triple P Schweiz
Institut für Familienforschung und -beratung, Fribourg