Konkrete Hilfen fördern Veränderung

Triple P beschreibt wichtige Erziehungskompetenzen konkret und detailliert. Denn vor allem anschauliche und möglichst konkrete Hinweise in einem Ratgeber, einer Beratung oder einem Elternkurs führen tatsächlich auch zu Veränderungen im Erziehungsverhalten. Die Förderung von Erziehungskompetenzen lässt sich nicht allein durch allgemeine Hinweise wie "Loben Sie ihr Kind öfter!" erreichen, sondern vielmehr durch klare und konkrete Hilfen: "In dieser Situation und auf diese Weise loben Sie Ihr Kind am Besten!" Je nach Beratungssituation kann dies mit den Eltern erarbeitet oder auch vorgeschlagen werden.

Die Erziehungskompetenzen sind offen für individuelle Abwandlungen. Ein Zeichen der Zuneigung oder eine humorvolle Bemerkung lassen ein Lob vielleicht besser gelingen.

Triple P macht Eltern konkrete und umsetzbare Vorschläge, wie sie in verschiedenen Situationen positiv und kindgerecht reagieren können. Die Erziehungsziele, Werte und Normen werden jedoch nicht von Triple P oder einer anderen äußeren Instanz vorgegeben, sondern von den Eltern selbst bestimmt. Die Eltern entscheiden, welche Ziele sie sich setzen, welche Empfehlungen zu ihnen und ihren Kindern passen und welche sie in ihrem Erziehungsalltag umsetzen möchten. Eine wichtige Leitfrage kann dabei sein: Hilft dies meinem Kind, im Leben seinen Weg zu finden und mit sich und seinen Mitmenschen gut zurecht zu kommen?

Triple P - Positives Erziehungsprogramm vermittelt den Eltern verschiedene, zusammen wirkende Erziehungskompetenzen:

Zehn von insgesamt siebzehn Erziehungsfertigkeiten (siehe unten), die Triple P vorschlägt, beziehen sich primär auf die Entwicklung und Pflege einer guten Beziehung zum Kind (z.B. wertvolle Zeit mit den Kindern verbringen, Zuneigung zeigen) sowie auf die Förderung der kindlichen Entwicklung (z.B. Loben, Aufmerksamkeit schenken, ein gutes Vorbild sein).

Sieben Erziehungsfertigkeiten betreffen die Frage, wie Eltern mit problematischem (z.B. aggressivem) Verhalten ihrer Kinder umgehen können. Zu diesen sieben Erziehungsfertigkeiten gehören neben dem präventiven, gemeinsamen Vereinbaren von Familienregeln, z.B. auch das direkte Ansprechen, wenn die Regeln missachtet werden sowie die Anwendung logischer Konsequenzen von meist sehr kurzer Dauer. Dies ist jedoch nicht immer ausreichend und für manche Situationen gibt es keine sinnvollen logischen Konsequenzen. Für diese Fälle sind die beiden Erziehungsfertigkeiten Stille Zeit und Auszeit wichtig.

Die Stille Zeit und die Auszeit befinden sich am Ende eines Kontinuums von Erziehungsfertigkeiten - bildlich gesprochen sind sie der Schwanz des Elefanten, nicht der Elefant selbst. Beide Methoden sind, lerntheoretisch betrachtet, keine Strafen, sondern ein Entzug von belohnender Aufmerksamkeit für z.B. aggressives Verhalten. Ihnen kommt eine wichtige deeskalierende Funktion zu. Kinder und Eltern erhalten die Möglichkeit sich in hitzigen Situationen zu beruhigen und erst einmal tief durchzuatmen. Gleichzeitig bekommt das Kind die Chance, zu lernen mit den eigenen Gefühlen wie z.B. Enttäuschung, Wut oder Ärger umzugehen. Dies sind wichtige Grundfertigkeiten für sozial kompetentes Verhalten und Selbstständigkeit.

Im Englischen heisst die Auszeit "time out". Die wichtigste Regel hierzu lautet: ohne positive "time in", der gemeinsamen Zeit in der Familie, macht "time out" keinen Sinn. Und genau darum geht es bei Triple P: die "time in" möglichst schön und liebevoll zu gestalten.

17 grundlegende Erziehungsfertigkeiten

Beziehung pflegenAngemessenes Verhalten fördern
  • Wertvolle Zeit miteinander verbringen
  • Miteinander reden
  • Zuneigung zeigen
  • Beschreibend Loben
  • Aufmerksamkeit schenken
  • Für anregende Beschäftigungen sorgen
Neues lernenSelbstkontrolle lernen
  • Ein gutes Vorbild sein
  • Beiläufiges Lernen nutzen
  • Fragen-Sagen-Tun
  • Punktekarten einsetzen
  • Familienregeln aufstellen
  • Mit direktem Ansprechen auf Nichtbeachtung von Regeln reagieren
  • Absichtliches Ignorieren bei geringfügigem Problemverhalten
  • Klare, ruhige Anweisungen geben
  • Anweisungen mit logischen Konsequenzen untermauern
  • Die Stille Zeit einsetzen, um mit Problemverhalten umzugehen
  • Die Auszeit bei schwerwiegendem Problemverhalten anwenden