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  • Triple P – Das Programm zur positiven Erziehung von Kindern und Jugendlichen
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Zur RTL-Sendung "Die Super Nanny"

Von verschiedener Seite wurden wir auf die RTL-Sendung "Die Super Nanny" angesprochen. Wir möchten daher betonen, dass Triple P in keiner Weise (inhaltlich, konzeptionell, organisatorisch, finanziell, o.ä.) mit dieser Produktion zusammenhängt.

In allen Ausschnitten, die wir bisher gesehen haben, wurden gravierende Unterschiede zu Triple P deutlich, die wir im folgenden gerne erläutern.

Der Fokus von Triple P liegt beim elterlichen Erziehungsverhalten und speziell bei ihrer Kommunikation und Interaktion mit den Kindern. Denn es sind oft die kleinen, konkreten Dinge im täglichen Miteinander, die für das Gelingen der elterlichen Erziehungsaufgabe so wichtig sind und sich deutlich auf die Beziehungen in der Familie auswirken.

Insbesondere baut Triple P auf den Stärken der Familie auf. Eine wichtige Rolle hierbei spielt die Wertschätzung dessen, was Eltern leisten und was ihnen bisher gut gelungen ist. Das gilt gleichermaßen für die Interaktion zwischen Eltern und Kindern wie für die Erziehungsberatung selbst. Dieses ressourcenorientierte Vorgehen von Triple P ist eingebettet in das für uns zentrale Konzept der Selbstregulation. Eigenverantwortung und Selbstregulation werden bei Triple P als zentrale Fähigkeiten betrachtet. Dazu gehört eine entsprechende Gestaltung des Beratungsprozesses sowie die Vermittlung von Fertigkeiten, die Eltern in die Lage versetzen, Probleme unabhängig und selbstständig zu lösen. Aus dem Selbstregulationsansatz folgt z.B., dass nicht die (tatsächliche oder vermeintliche) Kompetenz des "Experten" im Vordergrund stehen sollte, sondern die Anstrengungen und Erfolge der Eltern und Kinder.

Die Betonung der Stärken von Kindern und Eltern sowie der positiven Dinge in der Familie führen sowohl in der Beratung als auch in der elterlichen Erziehung zu einer hilfreichen Blickveränderung. Die Aufmerksamkeit der Eltern wird stärker auf die positiven Seiten des Kindes und der Elternschaft gelenkt. Gleichzeitig wird dem Kind mehr und vor allem positive Aufmerksamkeit geschenkt. Dies ist einer der wichtigsten Wirkmechanismen von Triple P.

Grundlage aller Erziehung ist die positive Beziehung. Dazu gehört zuallererst auch ein respektvoller und liebevoller Umgang mit dem Kind. Die ersten drei der 17 Erziehungsfertigkeiten, die Triple P vorschlägt, helfen deshalb die positive Beziehung zu stärken (z.B. wertvolle Zeit mit den Kindern verbringen, Zuneigung zeigen). Sieben elterliche Erziehungskompetenzen sind insbesondere für die Förderung der kindlichen Entwicklung und das Erlernen neuer Verhaltensweisen wichtig (z.B. Loben, Aufmerksamkeit schenken, ein gutes Vorbild sein). Sieben weitere Erziehungsfertigkeiten betreffen auch die Frage, wie Eltern mit problematischem (z.B. aggressivem) Verhalten ihrer Kinder umgehen können. Zu diesen sieben Erziehungsfertigkeiten gehört zunächst das präventive, gemeinsame Vereinbaren von Familienregeln.

Anhand der Sequenz zu den "Familienregeln" in der ersten Folge der "Super Nanny" lassen sich weitere Unterschiede gut konkretisieren. Max sitzt einige Zeit ruhig auf dem Schoß seines Vaters. Eine gute, aber leider nicht genutzte Möglichkeit, Max (und auch seinen Vater) ehrlich, konkret und beschreibend für sein Verhalten zu loben und damit den Blick auf das Positive zu lenken. Auf die "Familienregeln" selbst bezogen schlägt Triple P vor, nur einige wenige Regeln und diese positiv formuliert (bspw. "Wir sprechen mit ruhiger Stimme" und NICHT "Wir schreien nicht") zu verwenden. Die Regeln sollen gemeinsam in der Familie erarbeitet, nicht von einer "Expertin" vorgegeben werden. Sie sollten gerecht, einfach zu verstehen und leicht umsetzbar sein sowie für alle Familienmitglieder gelten. Mit zunehmendem Alter des Kindes muss hier auch sein Einfluss bei der Gestaltung der Regeln zunehmen.

Auch aus diesen wenigen Sätzen wird die positive Grundhaltung von Triple P sowie die Betonung möglichst konkreter Anregungen und Beispiele für eine förderliche Kommunikation und Interaktion in der Familie deutlich. Wie für das Beispiel der Familienregeln (die wie zahlreiche weitere Erziehungskompetenzen in den meisten Elternkursen und Erziehungsprogrammen vom Gordon-Training über Starke Eltern - starke Kinder bis zu Triple P eine Rolle spielen) gezeigt wurde, beschränkt sich die Gemeinsamkeit zumeist auf die Überschrift.

Neben wichtigen fachlichen Unterschieden in der Vorgehensweise werfen auch die dramatisierende Aufmachung der Sendung und die Rahmenbedingungen für die beteiligten Familien und insbesondere die beteiligten Kinder aus unserer Sicht zahlreiche Fragen auf.

Deshalb hier einige Punkte, die wir uns von einer Erziehungssendung im Fernsehen wünschen:

  • Eine liebevolle, humorvolle und gleichzeitig sachliche Darstellung unter Respektierung der Würde und Privatsphäre aller Beteiligten,
  • Orientierung am Selbstregulationsansatz,
  • Berücksichtigung des inneren Zusammenhangs von Kommunikations- und Interaktionsverhalten in der Familie,
  • Vermittlung fachlich fundierter und möglichst konkreter Handlungsalternativen.

Bei aller berechtigten Kritik an der RTL-Sendung wünschen wir uns in der Diskussion zu diesem Thema (gerade auch in Internet-Foren) mehr Empathie, Akzeptanz und Wertschätzung auch für die beteiligten Eltern und alle Eltern, die diese Sendung gesehen haben. Ressourcenorientierung statt Defizitorientierung sollte auch hier nicht nur ein Schlagwort bleiben. Es wäre unprofessionell und wenig hilfreich, den Eltern, die diese Sendung anschauen, unlautere Motive, mangelnde Reflexion o.ä. zu unterstellen sowie ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Durch die Sendung mit all ihren Fehlern werden eben auch zahlreiche Eltern zur Auseinandersetzung mit Erziehungsfragen angeregt sowie zur Inanspruchnahme professioneller Hilfe und Unterstützung ermutigt. Unsere Aufgabe als Fachleute ist es, Eltern dort abzuholen, wo sie sich befinden.

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